Ähnlich wie das unberechenbare Wetter in den letzten Wochen war auch die Politik eine Achterbahnfahrt. Die Wahlen im Vereinigten Königreich haben wie erwartet einen Sieg der Labour-Partei gebracht. Obwohl es auf individueller Ebene steuerliche und allgemeine fiskalische Auswirkungen geben könnte, war das Ergebnis nicht unerwartet, weshalb es die Märkte nicht sonderlich bewegt hat. Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir britischen Aktien gegenüber neutral eingestellt, und in unseren Sterling-Portfolios erhöhen wir unser Gilt-Engagement. Umgekehrt bestand nach den Wahlen in Frankreich die Gefahr, dass eine rechte oder linke absolute Mehrheit eine unorthodoxe Politik umsetzen würde, einschließlich erheblicher Steuerausgaben (auch wenn sie wahrscheinlich nicht so weit gehen würden, für einen Austritt aus dem Euro zu plädieren), was sich auf die Stimmung an den europäischen und französischen Märkten hätte auswirken können - wie wir in den letzten Wochen gesehen haben. Diese Auswirkungen sind nicht eingetreten, was aus unserer Sicht eine Kaufgelegenheit für europäische Aktien und Anleihen darstellt.
Eine Lektion für Anleger, die sich aufgrund etwaiger politischer Ergebnisse versuchen zu positionieren, lautet: Tun Sie es nicht. Sie sind sehr schwer vorherzusagen, und noch schwieriger ist es, die Reaktion des Marktes vorauszusehen. Die von uns getätigten Investitionen beruhen auf einer gründlichen Analyse der "Fundamentaldaten" (z. B. Bewertungen) und "technischen Daten" (z. B. Dynamik bzw. Momentum) einer Anlageklasse. Außerdem treffen wir diese Entscheidungen im Rahmen unseres weltweit diversifizierten Portfolios, das unserer Meinung nach die Auswirkungen lokaler Ereignisse, einschließlich der (geo-)politischen Lage, minimiert. Volatilität in einem Teil des Portfolios kann durch Positionen an anderer Stelle ausgeglichen werden. Das bedeutet nicht, dass man sich nicht mit den Wahlergebnissen befassen sollte. Das Investment Committee und ich waren bereits dabei, unser Engagement in europäischen Aktien zu erhöhen, da wir die fundamentalen Argumente für überzeugend hielten (und immer noch halten). Vor den Wahlen in Frankreich haben wir diese Idee in Anbetracht der potenziellen politischen Risiken auf Eis gelegt. Da dieses Risiko nun gebannt ist, haben wir beschlossen, mit unseren diesbezüglichen Investitionsplänen fortzufahren.
In unserem Halbjahresausblick haben wir bereits gesagt, dass wir nicht alles “umwerfen” und mit einer neuen Sichtweise beginnen sollten, nur weil die Jahresmitte bevorsteht. Stattdessen passen wir uns dem heutigen Marktumfeld an und versuchen zu antizipieren, was als nächstes kommen könnte. Wir gehen weiterhin davon aus, dass unser Basisszenario eintreten wird: eine "sanfte Landung" - langsameres, aber positives Wachstum - in den USA, eine leichte Beschleunigung in der Eurozone und im Vereinigten Königreich und eine gewisse Stabilisierung in China.
Die Inflation in der Eurozone ist seit ihrem Höchststand im Oktober 2022 stetig zurückgegangen. Jetzt nähert sie sich dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 %, und im letzten Monat senkte die Zentralbank zum ersten Mal seit fünf Jahren die Zinsen und schloss sich damit der Schweizer Nationalbank und der schwedischen Riksbank an. Wir halten es für wahrscheinlich, dass die EZB im September eine weitere Zinssenkung vornehmen wird. Unserer Meinung nach entfällt damit (zumindest teilweise) der Gegenwind für das Wirtschaftswachstum und die Aktienmärkte. Die Geschichte zeigt, dass Zinssenkungen den Aktien Auftrieb geben können, wenn keine Rezession eintritt. Da wir die Wahrscheinlichkeit einer Erholung in Europa höher einschätzen als die einer Rezession, ist eine Beimischung zu europäischen Aktien ein logischer nächster Schritt. Die höheren Zinssätze haben auch den Konsum und die Investitionen belastet, so dass eine Zinssenkung diese Bedenken wahrscheinlich zerstreuen wird. Wir gehen davon aus, dass die EZB in diesem Jahr noch ein oder zwei weitere Zinssenkungen vornehmen wird, wovon europäische Aktien weiter profitieren könnten.
Obwohl es langfristige Auswirkungen geben könnte, bezweifeln wir, dass die Wahlen in Europa auf Sicht von 6-12 Monaten einen wesentlichen Einfluss auf europäische Aktien haben werden. Denn ein Parlament ohne klare Mehrheit in Frankreich schränkt den Spielraum für unkonventionelle Politik ein, da die Notwendigkeit Koalitionen zu bilden auch die Suche nach Kompromissen bedeutet. In Italien, wo seit Oktober 2022 eine Rechtskoalition an der Macht ist, wurde durch die Tatsache, dass die weniger verbreiteten Ansichten über die Euro-Mitgliedschaft aufgegeben wurden, jegliche Marktreaktion abgeschwächt, und die italienischen Aktien entwickelten sich im Einklang mit oder besser als die ihrer Vergleichsgruppe.
Die Investition in europäische Aktien bedeutet zwar, dass wir nun eine Übergewichtung in europäischen Aktien haben – d.h. wir halten nun mehr als in unserer langfristigen, strategischen Vermögensallokation-, aber wir wollen unser breit diversifiziertes Aktienengagement beibehalten. Daher müssen wir diesen Kauf durch den Verkauf anderer Aktienpositionen “finanzieren”. Da sich die Aussichten in den USA - positives, aber sich verlangsamendes Wachstum, weniger und spätere Zinssenkungen - und in Europa - positives und sich beschleunigendes Wachstum, mehr und frühere Zinssenkungen - geändert haben, haben wir beschlossen, die Gewinne aus unserer globalen Small-Cap-Position zu realisieren und den Erlös zur “Finanzierung” unserer Aufstockung in europäischen Aktien zu verwenden.
Das aber auch, weil wir trotz attraktiver Bewertungen nicht mehr davon ausgehen, dass Small Caps in nächster Zeit besser abschneiden werden als Large Caps. Vielmehr glauben wir, dass Large Caps den Weg weisen werden, weshalb wir unsere Portfolios überwiegend mit Large Caps bestücken. Wir tun dies sowohl über die Investmentfonds, die wir im Einklang mit dem Grundsatz der “Offenen Architektur" unserer Anlagephilosophie aus der gesamten Branche auswählen, als auch über unser Einzelaktienportfolio, das sowohl europäische als auch US-amerikanische Unternehmen umfasst, die wiederum über Fondsanlagen und Einzelaktien den Großteil unseres Aktienengagements ausmachen.
Bei den festverzinslichen Wertpapieren behalten wir unsere Übergewichtung in EUR-Investment-Grade-Anleihen (IG) bei. Das liegt daran, dass uns die Rendite dieser Anleihen nach wie vor gefällt, aber auch daran, dass eine Zinssenkung der EZB in einer sich verbessernden Wirtschaft unterstützend wirken könnte. Allerdings sind wir seit geraumer Zeit in europäischen Staatsanleihen untergewichtet. Es war bis zuletzt aus unserer Sicht nicht klar abzusehen, wann genau die EZB die Zinssätze senken würde. Und wenn man das Engagement in festverzinslichen Wertpapieren erhöhen wollte, dann bieten EUR-IG-Anleihen unserer Meinung nach überzeugendere Renditen.
Während wir unsere übergewichtete Position in EUR-IG-Anleihen also beibehalten, gehen wir jetzt auch eine übergewichtete Position in kurzlaufenden europäischen Staatsanleihen ein. Der Grund dafür ist, dass Anleihen mit kurzer Laufzeit am empfindlichsten auf Zinsänderungen der Zentralbanken reagieren. Da die EZB nun die Zinsen senkt, könnten ein- bis dreijährige europäische Staatsanleihen davon profitieren, da ihre Anleihekurse steigen, wenn die Anleiherenditen fallen. Da die US-Notenbank die Zinsen noch nicht gesenkt hat und die Erwartungen des Marktes hinsichtlich einiger Zinssenkungen in diesem Jahr vielleicht nicht erfüllen wird, “finanzieren” wir die Aufstockung in kurzlaufenden europäischen Staatsanleihen durch die Reduzierung unserer Position in US-Treasuries.
Es bestehen weiterhin (geo-)politische Risiken, nicht zuletzt im Zusammenhang mit den US-Wahlen im November. Anfang des Jahres haben wir in unseren Verwaltungsportfolios und in den Portfolios, in denen die Kenntnisse und Erfahrungen unserer Kunden sowie die investmentrechtlichen Vorschriften dies zulassen, ein "Versicherungsinstrument" (technisch gesehen einen Optionsschein) gekauft. Damit sollten die Portfolios teilweise vor Volatilität geschützt werden. Dabei handelt es sich um ein Instrument, das im Falle eines Aktienrückgangs an Wert gewinnt und die Portfolios so teilweise gegen unerwartete Ereignisse absichert.
Unser europäisches Versicherungsinstrument hat sich gut bewährt und in den jüngsten Volatilitätsphasen die Abwärtsrisiken abgefedert. Nach dem Anstieg der US-Aktienmärkte in diesem Jahr würde unser US-Versicherungsinstrument die Abwärtsbewegungen dagegen erst nach einem deutlichen Marktrückgang abfedern. Daher haben wir beschlossen, unsere derzeitige Absicherungsposition in den USA zunächst zu verkaufen und sie auf dem heutigen Kursniveau wieder zu kaufen (sogenanntes "Restriking"). Das bedeutet, dass die neue Portfolioabsicherung im Falle eines Rückgangs früher einsetzen würde.
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