Das Wirtschaftswachstum und die Inflation vorherzusagen, kann ein schwieriges Unterfangen sein. Insbesondere der anhaltende Preisanstieg im letzten Jahr hat viele Ökonomen überrascht und der Rückgang der Inflation (obwohl immer noch auf hohem Niveau) kam früher, als einige erwartet hatten. Dieser Rückgang ist vor allem auf die niedrigeren Energiepreise zurückzuführen, die in Europa durch einen relativ milden Winter begünstigt wurden. Auch wenn sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt hat, glauben wir, dass die meisten Regionen in der Lage sein werden, eine tiefe oder lang anhaltende Rezession zu vermeiden.
Wie wir bereits in unserem Jahresausblick für 2023 erwähnt haben, werden Anleihen in diesem Jahr endlich ein Comeback erleben und für Diversifizierung und Renditen in den Portfolios sorgen. Die weltweiten Märkte für festverzinsliche Wertpapiere haben sich seit dem letzten Jahr stark erholt, was vor allem auf die wachsende Überzeugung zurückzuführen ist, dass die Inflation auf beiden Seiten des Atlantiks ihren Höhepunkt gesehen hat. Die Zuwächse wurden erheblich vom Anstieg der langfristigen Staatsschulden getrieben. In der Hoffnung, dass der Kursrückgang bei festverzinslichen Wertpapieren, den wir im letzten Jahr erlebt haben, nun vorbei ist, sollten Anleihen ihrem Ruf als sicherer Hafen in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten gerecht werden.
Diese Entwicklung steht im starken Kontrast zum letzten Jahrzehnt, als die Renditen von Staatsanleihen auf Rekordtiefs lagen und teilweise sogar negativ ausfielen. Da risikoarme Wertanlagen so geringe Renditen erzielten, gab es in den letzten Jahren nur die Möglichkeit, sich auf dem Markt für festverzinsliche Wertpapiere nach risikoreicheren Anlagen umzuschauen. Nach dem jüngsten Anstieg der Renditen von Staatsanleihen brauchen wir dieses zusätzliche Risiko jedoch nicht mehr einzugehen, um eine ordentliche Rendite zu erzielen.
Robin Beugels, Leiter Investment Management
Robert Greil, Chefstratege
Es gibt ermutigende Anzeichen, dass sich die Inflation in den USA abschwächt. Der Rückgang ist größtenteils auf die nachlassenden pandemiebedingten Faktoren, einschließlich der geringeren Nachfrage für langlebige Gebrauchsgüter, und die sinkenden Energiepreise zurückzuführen.
Die Nachfrage nach Dienstleistungen ist aufgrund des soliden Arbeitsmarktes nach wie vor stark und auch die Wohnkostenkomponente sollte sich bald verbessern. Selbst die „hartnäckige“ Inflation (z. B. für Güter und Dienstleistungen, deren Preise nur selten angepasst werden) beginnt nachzulassen.
Quellen: Interne Recherche, Refinitiv
Was zurzeit geschieht
Obwohl sich die Weltwirtschaft weiter abschwächt, sorgen verschiedene Faktoren dafür, dass sich die Aussichten für die globale Konjunktur Anfang 2023 bessern. Hierzu gehören der anhaltende Rückgang der US-Inflation, die Anzeichen, dass die Inflation in Europa ihren Höhepunkt erreicht hat, die Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft, die schneller als erwartet voranschreitet, und ein überdurchschnittlich warmer Winter in Europa. Doch die Risiken bleiben weiter bestehen, so dass die Weltwirtschaft noch nicht über den Berg ist.
Die Notenbanken haben die Leitzinsen aggressiv angehoben, um die Wirtschaftsaktivitäten zu verlangsamen und die Inflation einzudämmen. Es hat den Anschein, als ob ihre Rechnung aufginge. Die entscheidende Frage ist nun, ob die Verschärfung der Finanzierungsbedingungen eine Rezession auslösen wird. Wir sind der Meinung, dass eine europäische Rezession noch immer wahrscheinlich ist, dass sie aber milder ausfallen dürfte als befürchtet. Auch in den USA könnte es, angetrieben durch die restriktive Fed-Politik, zu einer Rezession kommen. Doch auch sie dürfte nur mild ausfallen, zumal es weniger wirtschaftliche Ungleichgewichte als in früheren Rezessionen gibt. Zum Beispiel ist die Finanzlage von Haushalten und Unternehmen stärker und die Banken sind besser kapitalisiert als in früheren Rezessionen.
Nach dem rezessiven Umfeld Anfang des Jahres erwarten wir, dass im zweiten Quartal ein neuer Konjunkturzyklus einsetzt. Aufgrund des Konjunkturaufschwungs nach Covid-19 in China, der Höchststände der Zinssätze, einer langsameren Inflation und weniger Engpässen bei den Lieferketten dürfte das globale Wachstum wieder moderat anziehen. Der Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf die Energiepreise stellen jedoch weiterhin ein signifikantes Risiko dar.
Was wir beobachten
Da wir erwarten, dass die Weltwirtschaft in den nächsten Monaten in eine neue Phase des Wachstums eintritt, haben wir unser Engagement bei qualitativ hochwertigen Staatsanleihen aufgrund ihrer attraktiven Renditen erhöht. Bei Aktien bleiben wir weiterhin leicht untergewichtet, sind jedoch der Ansicht, dass ein gut diversifizierter Aktien-Mix bei anziehendem Wirtschaftswachstum sowohl in den Industrie- als auch den Schwellenländern Chancen bietet. Wir beobachten die Märkte, um sicherzustellen, dass die Portfolios angemessen positioniert sind.
Gegebenenfalls erhöhen wir unser Aktienengagement, falls die Inflation, die Zinssätze und die Anleiherendite schneller als erwartet sinken, der Krieg in der Ukraine endet, China seine Wirtschaft noch schneller wieder öffnet oder sich die Gewinnaussichten der Unternehmen deutlich verbessern.
Obwohl Anfang 2023 einige Risiken scheinbar gesunken sind, könnten uns bestimmte Ereignisse dazu veranlassen, das Risiko weiter zu reduzieren. Hierzu gehören die Gefahr, dass die Notenbanken ihre Leitzinsen zu stark anzuheben, sowie ein möglicher Inflationsanstieg aufgrund der Energiepreise oder etwa höherer Löhne. Aus geopolitischer Perspektive könnte sich auch eine Eskalation des Kriegs in der Ukraine oder der Beziehung zwischen China und Taiwan ebenfalls negativ auf die Märkte auswirken.
Angesichts des Inflationsrückgangs in den USA und dem vorläufigen Höhepunkt der Inflation in Europa gehen einige Notenbanken dazu über, ihre Leitzinsen weniger stark anzuheben. Im Frühjahr dürften die Zinserhöhungen enden.
Da wir davon ausgehen, dass Anleihen im Jahr 2023 voraussichtlich ein Comeback erleben, möchten wir von den Neubewertungen im Jahr 2022 profitieren. Wir haben unsere Allokation festverzinslicher Wertpapiere von risikoreicheren Schwellenländeranleihen hin zu sichereren Staatsanleihen von Industrieländern verlagert.
Nachdem die Renditeerwartungen für sichere Anleihen jahrelang niedrig waren, rechnen wir nun damit, dass sie den Portfolios langfristig eine nennenswertere Rendite bieten. Diese Allokation ermöglicht es uns, eine attraktive Rendite zu erzielen, ohne ein höheres Kreditrisiko eingehen zu müssen, was bei den niedrigen Renditen der vergangenen Jahre schwierig war.
Wir behalten all unsere derzeitigen taktischen Positionen bei. Trotz der wieder optimistischeren Marktstimmung im Schlussquartal 2022 sowie zu Jahresbeginn glauben wir, dass wir noch nicht über den Berg sind. Wir konzentrieren uns insbesondere auf die Ausweitung unseres Engagements bei qualitativ hochwertigeren festverzinslichen Anlagen, wie US-Staatsanleihen sowie europäischen Investmentgrade-Papieren. Nach wie vor setzen wir auf Aktien und Staatsanleihen in Hartwährung von Schwellenländern. Sie sollten von der Wiederöffnung in China profitieren.
Schnellere Entspannung nach Gipfeln
von Inflation / Fed / Anleiherenditen
↓
Erhöhung von Aktien / festverzinslichen Wertpapieren
Verhandlungen zwischen Russland
und Ukraine / Ende des Kriegs
↓
Erhöhung von
EU-Aktien/Hochzinsanleihen
Wiederöffnung in China
ohne größere Probleme
↓
Erhöhung des Risikos in den Schwellenländern und China
Notenbanken straffen zu stark,
obwohl Inflation nachlässt
↓
Verringerung des Risikos bei Aktien & Anleihen, Gold hinzufügen
Russland/Ukraine-Krieg
verschärft sich
↓
Verringerung des Risikos in Europa,
Gold hinzufügen
Eskalation
China/Taiwan/USA
↓
Verringerung des Risikos in den Schwellenländern und Asien
Europäische Gaskrise
spitzt sich erneut zu
↓
Verringerung des Risikos bei europäischen Aktien/Hochzinsanleihen
Lohn-/Preisspirale treibt
Inflation nach oben
↓
Verringerung des Anleiheengagements, weiter diversifizieren
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